Aufbau eines Bogens

Der Bogen selbst kann in fünf Abschnitte gegliedert werden: ein meist starrer Mittelteil, das als Griff für den Bogenschützen dient (Griffstück), zwei daran anschließende flexible Wurfarme und die beiden abschließenden Bogenenden, die Tips oder Nocken, an denen die Bogensehne befestigt wird. Beim Einhängen der Bogensehne, dem Spannen des Bogens, müssen die Wurfarme gekrümmt werden, dies sorgt für die Vorspannung des Bogens. Beim Ausziehen der Bogensehne (Auszug), werden die Wurfarme stärker gekrümmt und speichern Energie. Diese sorgt beim Loslassen, dem Lösen der Sehne (des Pfeiles), für die Beschleunigung des aufgelegten Pfeils. Das Prinzip ist dem einer Blattfeder mit anfangs degressiver und in weitem Auszug zunehmend progressiver Federkennlinie vergleichbar. Ein Bogen ist ein Leistungswandler: die beim Auszug langsam aufgewandte und in dem Bogen gespeicherte Zugarbeit des Schützen wird beim Lösen in kürzester Zeit in eine schnelle Wurfarmbewegung umgewandelt und auf den Pfeil übertragen. Deshalb darf ein ausgezogener Bogen niemals ohne Pfeil gelöst werden (Leerschuss) – es besteht Bruch- und Verletzungsgefahr! Die komplette gespeicherte Energie entlädt sich mangels Pfeilmasse als trägem Gegengewicht fast augenblicklich ausschließlich im Bogenmaterial. Einzig noch abführende und bremsende Wirkung haben die trägen Massen der beschleunigten Sehne und Wurfarme selbst. Der Bogen kann explosionsartig in mehrere Teile zersplittern. Weil ein Pfeil nicht wie ein Geschoss durch explosive Treibmittel beschleunigt wird, sondern durch die Wurfarme, schießt ein Bogen nicht – ein Bogen „wirft“. Die bei Vollauszug nötige Haltekraft wird als Zuggewicht bezeichnet, und aus historischen Gründen überwiegend in englischen Pfund angegeben. Das maximal mögliche Zuggewicht eines Bogens wird maßgeblich durch die Steifheit der Wurfarme im Verhältnis zur Bogenlänge vorgegeben. Es kann mehr als 100 Pfund betragen, was einer Kraft von 444 N entspricht. Die Kennwerte eines Bogens sind üblicherweise auf der dem Schützen zugewandten Seite, dem Bauch des Bogens in Nähe des Griffes angegeben, bei handgefertigten Bögen handschriftlich zusammen mit der Signatur des Bogenbauers. Die Angabe des Zuggewichtes gilt für eine bestimmte Auszugslänge, meist für die Standardauszugslänge von 28 Zoll (~71 cm); bei speziell für den Kunden gebauten Bögen (Custombogen) für dessen Auszugslänge. Die Auszugslänge ist eine standardisiert gemessene Länge vom tiefsten Punkt des Griffstückes bis zum Nockpunkt an der Sehne im Ankerpunkt des Schützen bei ausgezogenem Bogen, plus 1 3/4 Zoll. Der Additonswert stellt näherungsweise Vergleichbarkeit mit einer alten Definition her, welche bis Vorderkante Bogen in Höhe der Pfeilauflage misst. Jeder Schütze hat eine individuelle Auszugslänge. Beim Ziehen des Bogens über die angegebene Auszugslänge hinaus steigt das Zuggewicht und somit der Kraftaufwand rapide an, es kommt zum sogenannten Stacking. Die kontrollierte Kraftdosierung und damit die Kontrolle über eine konstante Pfeilgeschwindigkeit – und mit dieser wiederum die Treffsicherheit – nehmen ab. Es besteht Bogenbruch- und Verletzungsgefahr. Bei modernen Sportbögen signalisiert ein Klicker dem Schützen das Erreichen einer speziellen Zuglänge und damit das Erreichen seines Ankerpunktes. Eine typische Kennwertangabe auf einem Wurfarm lautet beispielsweise: 66″ 46# @ 28″. Gesprochen: „66 Zoll Bogenlänge, 46 libs (engl. Pfund) Zuggewicht bei 28 Zoll Auszug.“ Die gängigste Form des Bogens ist der Rechtshandbogen. Dies bedeutet, dass der Schütze den Bogen mit der linken Hand hält (Bogenhand links) und die Bogensehne mit der rechten Hand auszieht (Zughand rechts). Man bezeichnet den Schützen auch als Rechtshandschützen. Bei einem Linkshandbogen bzw. Linkshandschützen kehren sich die Verhältnisse um. Die Wahl des Bogens wird aber keineswegs nur durch die Händigkeit des Schützen bestimmt, sondern auch durch dessen Augendominanz. Die Sehne mit dem Pfeil wird zu dem dominanten Auge geführt, weil dieses das Zielen übernimmt. Quelle: Wikipedia